Donnerstag, 18. April 2019

Motion Begegnungszone im Zentrum Brugg

Einwohnerrat überweist Motion zur Einführung einer Begegnungszone im Zentrum Brugg an den Stadtrat

An seiner Sitzung vom 05. April 2019 stimmte der Einwohnerrat nach intensiver Diskussion gegen den geschlossenen Widerstand von FDP und SVP mit 26 gegen 21 Stimmen der Überweisung der Motion zu. Die Mehrheit des Rates konnte von den offensichtlichen Vorteilen einer Begegnungszone überzeugt werden. Seit 1996 Burgdorf ein damals noch Flanierzone genanntes Verkehrsmodell eingeführt hatte, wurden in der Schweiz hunderte von Begegnungszonen eingerichtet. Alleine die Tatsache, dass keine dieser Begegnungszonen wieder zurückgestuft wurden, zeigt die Akzeptanz des Modells. Oft formiert sich in den Diskussionen vor der Einführung von Begegnungszonen heftiger Widerstand vor allem aus autophilen und Gewerbekreisen. Die einen stören sich an der vermeintlichen Ausbremsung, Behinderung und Schikanierung des Automobilisten, die anderen sind überzeugt, Umsatzeinbussen in Kauf nehmen zu müssen. In Burgdorf beispielsweise sprachen sich zum Zeitpunkt der Flanierzonen-Einführung lediglich 25% der befragten Gewerbetreibenden dafür aus. Bereits vier Jahre später waren es 52%. Viele Ladenbesitzer in neu eingerichteten Begegnungszonen machen im Laufe der Zeit die Erfahrung, dass ihre Umsätze steigen. Umfragen in Biel unter Linienbuschauffeuren vor der Einrichtung der Begegnungszone Zentralplatz machten deren Befürchtungen deutlich, dass sie mit höheren Gefahren vor allem für Fussgänger und mit stockendem Verkehr rechneten. Nach der Umsetzung des neuen Verkehrsregimes äusserten sich die Chauffeure dann mehrheitlich positiv, weil sich ihre Befürchtungen nicht bewahrheiten hatten: Die Unfallhäufigkeit und vor allem die Unfallschwere hatten abgenommen und der Durchfluss über den Zentralplatz war flüssiger geworden. Für Brugg ergibt sich mit der Begegnungszone zwischen Neumarkt und Altstadt eine einmalige städtebauliche Chance. Seit Jahrzehnten krankt Brugg an der fehlenden Verbindung zwischen den beiden Zentren. Eine Begegnungszone schafft diese Verbindung, weil sie die bestehenden Barrieren beseitigt und für einen unterbruchslosen Passantenstrom sorgt. Brugg muss seine Attraktivität deutlich steigern, mit vereinzelten und isolierten Massnahmen ist dies nicht zu erreichen. Die unterdurchschnittliche Zuzugsraten wie auch das Stagnieren im Städteranking irgendwo im Mittelfeld zeigen deutlich, dass hier ein grosser Schritt vorwärts gemacht werden muss. Wenn man die fiskalische Einnahmeseite, welche sich zur Zeit ungünstig entwickelt, positiv beeinflussen will, müssen potentiell Zuziehende davon überzeugt werden, dass Brugg eine hohe Wohn- und Lebensqualität zu bieten hat. Die Begegnungszone würde wesentlich dazu beitragen.